Worte für die Woche

Jeden Montag erscheinen hier Gedanken zum Wochenstart.

Plädoyer für die Unsicherheit

Endlich! Die Infektionszahlen gehen zurück, die ersten Verhaltensregeln werden gelockert. Kleinere Geschäfte dürfen wieder öffnen, auch in unserer Gemeinde könnte manches wieder erlaubt werden.

Aber es bleibt die Unsicherheit. Sind wir wirklich schon übern Berg? Ist das nicht alles zu früh? Provozieren wir eine zweite Welle an Infektionen? Was ist mit all dem, was noch nicht geht? Wann wird das Leben wieder normal? Wie tief fällt die Wirtschaft noch?

In Zeiten wie diesen fällt uns auf, wie zerbrechlich unsere Welt ist. Unser Gesellschaftssystem funktioniert ziemlich gut, wenn es denn funktioniert. Und es ist ja auch bisher nicht komplett zusammengebrochen (wenn man mal von der nicht mehr lückenlosen Klopapierversorgung absieht). Aber unsere Welt steht immer auf tönernen Füßen. Das vergessen wir schnell. Jetzt spüren wir es alle.

Wie gut, dass wir unsere Hoffnung nicht auf unser Gesellschaftssystem setzen müssen. Wie gut, dass unser Fundament außerhalb dieser Welt begründet ist. Menschliche Systeme sind immer labil. Wer auf Gott setzt, hat auf Fels gebaut.

Und noch etwas ist typisch für diesen Gott: Er nutzt Zeiten der Unsicherheit, um besonders aktiv zu sein. Das Volk Israel erlebt Gott ganz direkt in der Wüste, wo sie jeden Tag verhungern könnten. Jesus will von seinen Jüngern, dass sie Vater und Mutter verlassen und als mehr oder weniger Obdachlose mit ihm durch die Gegend ziehen. Das Christentum breitet sich in Windeseile im ganzen Mittelmeerraum aus, obwohl es regelmäßig religiös verfolgt wird. Und diese Erlebnisse mit Gott in den Phasen der Unsicherheit haben langfristige Folgen.

Wie werden wir aus dieser Zeit herausgehen? Wo ist Gott gerade jetzt am Werk? Welche neuen Perspektiven tun sich auf?

Lasst uns in dieser Zeit ganz besonders viel beten. Warum? Damit wir nicht verpassen, wo Gott am Werk ist. Damit wir erkennen, was Gott mit uns vorhat. Lasst uns beten für die, die von den Folgen dieser Krise betroffen sind. Lasst uns beten für die, die Menschen verloren haben. Lasst uns beten für die Einsamen, die jetzt noch einsamer sind. Lasst uns beten für die Leute, die vor lauter Arbeit nicht mehr können. Lasst uns beten für die, die für uns die Krise versuchen zu managen in Politik und Verwaltung. Lasst uns beten, dass Gott heilt.

Gott segne dich!