In den vergangenen 15 Jahren haben sich neben den Mitgliedern des Presbyteriums viele weitere Menschen für den Erhalt der Lutherkirche eingesetzt. Es ist gelungen, Fördermittel und Spendengelder zu akquirieren, die Außenfassade zu sanieren, viele wunderbare Veranstaltungen und Gottesdienste in ihr zu feiern.
Mit dem stetigen Rückgang der Kirchensteuermittel, dem Rückgang der Gemeindemitglieder und dem Rückgang der personellen hauptamtlichen Ressourcen sieht sich das Presbyterium nun erneut vor große Herausforderungen gestellt.
Aus der Finanzplanung ergibt sich, dass die Gemeinde spätestens ab 2030 die Finanzierung des Gebäudes Lutherkirche (das „Denkmal“) nicht mehr sicherstellen kann.
Das Presbyterium der Ev. Luther-Kirchengemeinde beabsichtigt, die Lutherkirche über 2030 hinaus nicht mehr als Gottesdienststätte für ihre regulären sonntäglichen Gottesdienste zu nutzen. Diese werden entweder im Gemeindehaus Höhscheid oder in einer der anderen Gemeinden der Region Mitte stattfinden.
Für das weitere Vorgehen bzgl. des Denkmals wird das Presbyterium auf die „Bauhütte“ des Kirchenkreises zugehen und um Hilfe bitten. Weitere Lösungen sollen erarbeitet werden.
Gemeinde kann Lutherkirche nicht weiter erhalten
Die Lutherkirchengemeinde will die Lutherkirche ab 2030 nicht mehr als regelmäßigen Gottesdienstort nutzen. Das hat das Presbyterium am Donnerstagabend (09.10.2025) beschlossen. Am Freitag wurde darüber bereits das Team der Hauptamtlichen und die Gemeindeversammlung unterrichtet. Auch der Lutherkirchenbauverein wurde informiert.
„Das Presbyterium der Evangelischen Luther-Kirchengemeinde beabsichtigt, die Lutherkirche über 2030 hinaus nicht mehr als Gottesdienststätte für ihre regulären sonntäglichen Gottesdienste zu nutzen. Diese werden entweder im Gemeindehaus Höhscheid oder in einer der anderen Gemeinden der Region Mitte stattfinden“, heißt es in dem Beschluss, den Verantwortliche der Gemeinde am heutigen Montag vor der Presse erläuterten. Grund seien die immer knapper werdenden Finanzmittel, begründet Pfarrer Christian Menge die Entscheidung. Er ist aktuell Vorsitzender des Presbyteriums. „Wir haben jetzt einen Punkt erreicht, an dem wir ein ‚Weiter so‘ nicht mehr verantworten können“, erklärte Menge. Man habe nicht nur die Verantwortung für den Erhalt der Kirche, sondern vor allem für die Menschen der Kirchengemeinde: „Denen sind wir auch zukünftig eine funktionierende Kirchengemeinde schuldig: mit Mitarbeitenden und mit Gottesdiensten, Seelsorge, Jugendfreizeiten, Kinderaktionen und Erwachsenentreffs. Unser Gemeindehaushalt gerät aber zunehmend in Schieflage, weil die Kosten für den Betrieb und Erhalt der Lutherkirche einen immer größer werdenden Anteil ausmachen.“
Das erläuterte im Detail Jo Luca Dillmann, Presbyter und stellvertretender Finanzkirchmeister. So beliefen sich allein die jährlichen Kosten für Versicherung, Heizung, Reinigung und Instandhaltung der Lutherkirche auf 210.000 Euro. Dieser Betrag, so Dillmann, sei in den letzten Jahren kontinuierlich gewachsen und werde es aller Voraussicht nach auch zukünftig. Gleichzeitig gehe die Finanzkraft der Gemeinde immer weiter zurück. „Schon in diesem Jahr können wir unseren Gemeindehaushalt nur durch einen Griff in unsere Rücklagen ausgleichen“, so Dillmann: „Für die nächsten Jahre erwarten wir, dass das Defizit immer weiter steigt, wenn wir nichts tun.“
Auch das großartige Engagement vieler Menschen für den Erhalt der Kirche, konnten diese Negativentwicklung leider nicht stoppen, bedauerte Lutherkirchenpfarrerin Michaela Röhr: „Das Presbyterium bedankt sich ausdrücklich bei den vielen engagierten Menschen, die mitgeholfen haben, wunderbare Veranstaltungen und Gottesdienste in der Lutherkirche zu feiern und Spendengelder und Fördermittel zu akquirieren.“ Auch dadurch sei es gelungen die Außenfassade zu sanieren. „Umso bitterer ist es, dass die finanzielle Entwicklung uns jetzt zu diesem Schritt zwingt“, so Röhr.
Bitter war die Entscheidung auch für die einzelnen Mitglieder des Presbyteriums, berichteten Presbyterin Christel von Camen und Küster Rainer Zaun, der ebenfalls dem Leitungsgremium angehört. „Wir haben uns auf dem langen Weg unserer Beratungen immer wieder gefragt, ob es nicht doch einen anderen Ausweg gibt. Und ich persönlich hatte deswegen in den Nächten manche schlaflose Stunde“, sagt Christel von Camen. Doch am Ende habe es im Presbyterium große Einigkeit für den jetzt gefassten Beschluss gegeben. Leicht sei es im Presbyterium niemandem gefallen, dafür zu stimmen, betont auch Rainer Zaun, der als Küster der Lutherkirche auch selbst in besonderer Weise betroffen ist: „Schließlich haben viele von uns selbst ungezählte Stunden ehrenamtlich bei Veranstaltungen in der Lutherkirche mitgeholfen.“
Bei der Gemeindeversammlung am Freitagabend habe es vereinzelt Unmut über die Entscheidung des Presbyteriums gegeben, erzählt Pfarrerin Röhr und zeigt Verständnis dafür, dass eine solche Entscheidung auch Protest hervorrufe: „Insgesamt gab es aber auch viel Verständnis und sogar Zustimmung. Ein Teilnehmer konnte sich sogar daran erinnern, dass bereits 1976, also vor fast 50 Jahren, heftig darum gerungen wurde, ob der Erhalt der Lutherkirche für eine einzelne Kirchengemeinde überhaupt zu stemmen ist. Seitdem sei das immer wieder Thema gewesen.“