KIRCHE bei NACHT mit OrgelMUSIK von
Andres UIBO / aus der Orgelsinfonie “Apocalypsis“ Johann Sebastian BACH / Choralbearbeitungen Olivier MESSIAEN / Le banquete céleste
Joonas KOKKONEN / Lux aeterna
Arvo PÄRT / Spiegel im Spiegel
Orgel: Kantor Ludwig Audersch
Zwei Tage vor dem Ewigkeitssonntag erklingt zu ungewöhnlicher Stunde ein ungewöhnliches Programm. In der nur von Kerzen beleuchteten Lutherkirche ist Musik zu hören, die einen direkten Bezug zu den Themen des Ewigkeitssonntages hat.
Und zugleich ist dieses Programm ein kleiner Streifzug durch die Moderne des 20. und 21. Jahrhunderts und eine Begegnung mit ungewohnten und verblüffend anderen kompositorischen Handschriften.
Le banquete céleste wurde 1926 komponiert und ist Olivier Messiaens erste veröffentlichte Orgelkomposition. Sie basiert auf einem Vers aus dem Johannesevangelium: Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der bleibt in mir, und ich bleibe in ihm. Das himmlische Gastmahl, so der Titel dieses Stückes, lässt zunächst an das Abendmahl denken. Aber der Vers aus dem Johannes-Evangelium (6.56) stammt aus dem Umfeld der Geschichte von der Speisung der Fünftausend und es liegt nahe, auch an Vers 54 zu denken: Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der hat das ewige Leben und ich werde ihn am jüngsten Tage auferwecken. In Messiaens ruhiger und ekstatischer Musik scheint die Zeit aufgehoben. Notiert ist sie in Fis-Dur, der Tonart, der das Stück zwar entgegenstrebt, die es aber nicht erreicht.
Lux aterna, eine Komposition des finnischen Komponisten Joonas Kokkonen, gehört zu einem Werkomplex, der sich mit den Themen Trauer und Trost auseinandersetzt. Der gewichtigste Beitrag ist hier das ganz in der Tradition Faurés stehende Requiem vom 1980 / 81. Der Terminus Lux aeterna, das ewige Licht, ist Bestandteil des klassischen Requiem- Textes.
Arvo Pärts Spiegel im Spiegel ist ursprünglich für Violine und Klavier geschrieben. Die Orgeladaption Giovanni Battista Mazzas erschließt dem Stück eine ganz neue Dimension der Stille. Und es hat in der Lutherkirche den ihm angemessenen Raum.
Der estnische Komponist Andres Uibo schuf in den Jahren 2003 und 2004 eine viersätzige Orgelsinfonie mit dem Titel Apocalypsis. Auch wenn Uibos Musik an Minimal-Musik oder seine Landsleute Pärt oder Tüür denken lässt, gelingt ihm doch eine ganz eigene undpersönliche Tonsprache. Jedem der vier Sätze liegt ein Vers aus dem Buch der Offenbarung des Johannes zugrunde. Im Konzert am 19. November erklingen die Sätze III (Und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen) und IV (Das neue Jerusalem).
Die fünf Beiträge neuerer Orgelmusik werden ergänzt durch Choralbearbeitungen Johann Sebastian Bachs, die ebenfalls um die Themen Tod und Ewigkeit kreisen.
Freier Eintritt, Spenden zum Erhalt der Instrumente erbeten. Betreten der Kirche mit Maske, Eintrag in eine Namensliste.