Mahnwache für den Frieden

am Jahrestag von Hiroshima

In diesem Jahr jährt sich der Abwurf der beiden Atombomben auf die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki zum 75. Mal. Aus diesem Anlass laden wir Ärztinnen und Ärzte der Solinger IPPNW ( Internationale Ärzte zur Verhütung des Atomkrieges ) gemeinsam mit dem „Zentrum Frieden“ in Solingen die Vertreter der christlichen Pfarreien und Kirchengemeinden zu einer „Mahnwache für den Frieden“ am 6.8.2020 um 17:00 Uhr auf dem Neumarkt in Solingen ein.

„Die Kirchen wollen das Konzept der nuklearen Abschreckung nicht mehr tolerieren“. So titelte ein Artikel in der FAZ vom 24.6.2020. Der Autor bezieht sich dabei auf niemand Geringeren als auf Papst Franziskus, das Oberhaupt der Katholischen Kirche. Dieser hatte bereits im November 2017 vor Teil-nehmern einer internationalen Abrüstungskonferenz im Vatikan erklärt, dass „ die Androhung ihres ( gemeint waren die Atomwaffen ) Einsatzes sowie ihr Besitz entschieden zu verurteilen“ seien. Damit warf der Papst seine „ganze moralische Autorität“ für die Unterzeichnung des Atomwaffenverbotsvertrags in die Waagschale, der am 3.7.2017 von 122 Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen ( darunter auch der Vatikan, jedoch kein einziger Nato – Staat ) zur Ratifizierung freigegeben wurde. Darüber hinaus kündigte der Papst jüngst an, „die moralische Verurteilung des Besitzes von Atomwaffen und die Androhung von deren Einsatz im Katechismus ( das ist gleichsam das Handbuch der katholischen Glaubenslehre ) festschreiben“ zu lassen. Damit rückt der Papst ab von der Position seiner Vorgänger, die eine vorübergehende Tolerierung der nuklearen Abschreckung mit dem Ziel der Kriegsverhütung gelten ließen.

Auch in der Evangelischen Kirche ist ein Umdenken in der Frage ob die Sicherung eines „Friedens in Freiheit“ durch Atomwaffen eine „heute noch mögliche Handlungsweise“ sei, die in den Heidelberger Thesen der EKD aus dem Jahre 1959 noch bejaht wurde. Dagegen bezeichnete die Kundgebung der EKD – Synode vom 10.-13. November 2019 in Dresden die Einsicht als unaus-weichlich, dass „nur die völkerrechtliche Ächtung und das Verbot von Atomwaffen den notwendi-gen Druck aufbauen, diese Waffen gänzlich aus der Welt zu verbannen.“ Einige evangelische Landeskirchen in Deutschland positionieren sich noch konkreter und fordern den deutschen Beitritt zum Atomwaffenverbotsvertrag und den Abzug der im rheinland – pfälzischen Büchel gelagerten amerikanischen Atombomben.

Folgerichtig trafen auch in diesem Jahr wieder Funktionsträger und Laien aus beiden christlichen Kirchen auf dem dritten „kirchlichen Aktionstag gegen Atomwaffen“ zusammen, um für die Entfernung der Atomwaffen von deutschem Boden zu werben. Während das Zusammentreffen dieser ökumenischen Initiative in den beiden Vorjahren vor den Toren des Fliegerhorstes in Büchel stattfand, musste man sich in diesem Jahr, Corona bedingt, mit einem virtuellen Treffen begnügen.

Dr. med. Martin Müller